Die akku Kunstplattform widmet der Künstlerin Agnes Barmettler (*1945) eine Überblicksausstellung und ermöglicht damit die Wiederentdeckung ihres Schaffens, das in den 1970er- und 1980er-Jahren mit figurativ-expressiven Gemälden und Zeichnungen für grosse Aufmerksamkeit sorgte. Die Künstlerin bewegt sich in Zwischenräumen, wach und durchlässig, denkt in Zusammenhängen und verbindet Kunst und Leben zu einem dichten Geflecht.
Die existenzielle Befindlichkeit des Menschseins ist wesentlich im Werk von Agnes Barmettler. Sie zählt zu einer Generation von Künstlerinnen, die das Frausein bildnerisch befragen und erforschen. Prägend für ihr Weltbild und ihre Bildwelt wird zudem die Beschäftigung mit der Kultur der Hopi in Arizona, die Agnes Barmettler mehrmals besucht. Die zunehmend symbolhafte Bildsprache der Künstlerin findet über die Leinwand hinaus eine Fortsetzung durch ihre Arbeit mit dem Labyrinth: So verschiebt sich ab den 1990er-Jahren ihr kreativer Schwerpunkt hin zu gemeinschaftlich mit der Bevölkerung gestalteten Bildern an Ort. Die Ausstellung holt die in Engelberg aufgewachsene, über lange Jahre im Kanton Solothurn und heute in Wölflinswil lebende Künstlerin in die Innerschweiz zurück.
Ihre Arbeiten werden im Kontext der Linolschnittreihe "Ein Schnitt ins Herz" (1988) von Martin Disler (1949–1996), dem früheren Partner der Künstlerin, gezeigt. Diese Reihe zeigen wir unter dem Titel "Linie 2" im Kabinett. Martin Dislers Verbindung zu Agnes Barmettler ist nicht nur ein gemeinsamer Hunger nach Bildern und ein Durst nach Leben. Die beiden teilen auch als Paar von 1967 bis 1977 miteinander ihr Leben, davon sieben Jahre verheiratet. Martin Disler, der als wichtigster Vertreter der Neuen Wilden in der Schweiz gilt, arbeitete in verschiedenen Medien, dabei stets um einen direkten Ausdruck ringend. Im Mittelpunkt der Linolschnittreihe steht der Mensch in seiner ganzen Verletzlichkeit. Die Intensität des Menschseins, die in diesen Arbeiten zum Ausdruck kommt, bildet ein Echo auf das Werk von Agnes Barmettler.
(Abbildung: Agnes Barmettler, aus: "Phasen. Figürliche Deklinationen", 1975, Öl auf Papier, 40 x 30 cm, Kunstmuseum Solothurn)